This War Of Mine – Das Brettspiel

This War Of Mine Titel


This War Of Mine – Das Brettspiel ist ein Spiel für 1 bis 6 Spieler ab 18 Jahren von Michal Oracz und Jakub Wiśniewski, das bei Asmodée erschienen ist. Das Spiel versetzt die Spieler in ein fiktives Bürgerkriegsszenario, in dem sie in die Rollen von drei Zivilisten schlüpfen, die als Schicksalsgemeinschaft in einem zerbombten Haus den Krieg, der um sie herum tobt, zu überleben versuchen. (Bild 1)

This War Of Mine Spielaufbau
Bild 1


Bedroht von Scharfschützen in der Nachbarschaft, ihrem stetigen Hunger und ihrer Traurigkeit müssen die Mitglieder der Gruppe ihre Unterkunft ausbauen, feindliche Angriffe abwehren und die Umgebung nach nützlichen Gegenständen durchsuchen. Jeder Charakter hat dabei ganz unterschiedliche Persönlichkeitsmerkmale, Stärken und Schwächen, die ihn in seinen Aktionsmöglichkeiten beeinflussen. Die Spieler gewinnen gemeinsam, wenn mindestens einer der drei Startcharaktere bis zum Ende des Szenarios überlebt. Sollten die Startcharaktere sterben, können die Spieler entscheiden, das Spiel mit den Charakteren zu beenden, die im Laufe der Geschichte zu der Gruppe hinzustoßen.


Spielablauf

Die Geschichte des Spiels wird in drei Kapiteln erzählt. Jedem Kapitel sind je eine Kapitelkarte und drei bis vier Ereigniskarten zugeordnet, aus denen ein Stapel gebildet wird, der im Laufe des Spiels der Reihe nach abgehandelt wird. Damit gehen Ziele für jedes Kapitel einher, die erfüllt werden müssen, um verschiedene Belohnungen zu erhalten und Sanktionen zu vermeiden. Eine Kampagne benötigt, abhängig von ihrem Verlauf, eine Spielzeit von durchschnittlich vier bis fünf Stunden im Solomodus und je nach Diskussionsbedarf auch deutlich mehr bei mehr Spielern. Eine Partie kann allerdings am Ende jedes Tages auf einem Spielstandsbogen relativ problemlos abgespeichert werden, sodass man die Kampagne auch in mehreren Teilen spielen kann.

Jede Runde des Spiels startet in der Morgenphase mit dem Ziehen der obersten Kapitel- bzw. Ereigniskarte und dem Abhandeln ihrer Anweisungen. Das können positive oder negative Effekte sein, die sich auf die jeweilige Runde auswirken. Manche der Karten verweisen auch auf Geschichten aus einem Skriptbuch, die dann vorgelesen oder nach der Vorstellung der Spieleautoren besser nacherzählt werden sollen. Diese Events stellen die Spieler dann vor zum Teil schwere Entscheidungen, die sie gemeinsam treffen müssen. (Bild 2)

This War Of Mine Skriptbuch
Bild 2



In der Tagesaktionsphase, die sich daran anschließt, dürfen die Charaktere jeder bis zu drei Aktionen machen. Ihre Aktionsmöglichkeiten sind dabei allerdings von ihrem momentanen Zustand abhängig. Leidet ein Charakter beispielsweise Hunger oder ist verletzt, sind seine Aktionen begrenzt. Bei Krankheit kann er im schlimmsten Fall gar nichts tun. (Bild 3)

This War Of Mine Zustandsmarker
Bild 3


Die Aktionen der Charaktere werden durchgeführt, indem die Spieler die gewünschte Charakterfigur auf eine Karte oder ein Spielplanfeld stellen. Sie steuern dabei alle Figuren im Spiel gemeinsam, das bedeutet, dass nicht ein Charakter einem bestimmten Spieler zugeordnet ist. Die Spieler diskutieren die Spielzüge der einzelnen Charaktere aus, wobei die Regel aber auch sagt, dass der Inhaber des Tagebuchs im Falle, dass die Spieler sich nicht einigen können, die Entscheidungsgewalt besitzt. Als Tagebuch wird im Spiel das Regelheft bezeichnet, das während des Spiels auch gleichzeitig als Rundenübersicht dient. Es wandert während einer Runde am Ende einzelner Phasen immer reihum zum nächsten Spieler. Die Spieler können:

  • die Effekte auf Konstruktionskarten oder Feldern des Unterschlupfs durchführen, wobei hierzu teilweise Ressourcen nötig sind, die als Marker mit abgelegt werden müssen,

  • die Aktionen auf Unterschlupfkarten durchführen. Diese werden zu Beginn des Spiels auf alle entsprechend gekennzeichneten Felder des Spielplans gelegt. Unterschlupfkarten stellen zum Beispiel Hindernisse wie Gitter oder Schutt dar, die erst einmal beseitigt werden müssen, um dahinter liegende Bereiche des Hauses zu erreichen. Auf anderen Unterschlupfkarten ist auch einfach nur Kram oder Mobiliar zu finden, die dann untersucht werden müssen, um anschließend Dinge zu erhalten, die auf der Rückseite der Karten jeweils abgebildet sind und

  • neue Konstruktionen bauen, wie zum Beispiel ein Heizgerät, ein Bett oder einen Kräutergarten, nachdem sie die Kosten dafür bezahlt haben.


Auf die Tagesaktionsphase folgt die Sonnenuntergangsphase, in der die Charaktere jeweils Nahrung zu sich nehmen und Wasser trinken sollten. Können sie nicht trinken, entscheidet ein schwarzer Würfel darüber, ob ihr Hunger oder ihre Traurigkeit steigt. Können sie nicht essen, nimmt ihr Hunger zu. (Bild 4)

This War Of Mine Nahrungsmittelmarker
Bild 4


Jetzt folgt die Abendphase, in der die Spieler jedem der Charaktere eine von vier Aktionen zuteilen können:

  • in einem Bett schlafen (sofern vorhanden) und seine Erschöpfung auf 0 setzen,

  • auf dem Boden schlafen und seine Erschöpfung um 2 reduzieren,

  • Wache stehen, um das Haus gegen nächtliche Überfälle zu verteidigen, und die Erschöpfung der betreffenden Charaktere um 1 erhöhen und

  • plündern, um in der anschließenden Plünderphase in der Stadt nach Ressourcen zu suchen. Die Erschöpfung der daran beteiligten Charaktere steigt ebenfalls um 1.

In der Plünderphase wählen die Spieler eine der drei ausliegenden Ortskarten und stellen einen oder mehrere Charaktere auf den entsprechenden Ort. Die Charaktere können Waffen, Werkzeuge oder Waren mit sich führen, soweit vorhanden, um sie auf ihren Streifzügen einzusetzen. Werkzeuge wie ein Dietrich können benutzt werden, um Türen zu öffnen, und Waren können gehandelt werden. Beim Erkunden ziehen die Spieler die neben dem Ortsfeld angezeigte Zahl an Erkundungskarten und handeln sie der Reihe nach ab. Das Erkunden verursacht Lärm und kann Begegnungen auslösen, sobald der Lärmpegel ein bestimmtes Niveau überschreitet. Die Spieler wählen von den Sachen, die sie gefunden haben, die aus, die sie in den Unterschlupf mitnehmen wollen, wobei sie nur so viel mit sich führen können, wie der Platz in ihrem Inventar es ermöglicht.

Das Lager der Gemeinschaft wird in jeder Nacht überfallen. In dieser Phase Nächtlicher Überfall, die nach der Plünderphase abgewickelt wird, ziehen die Spieler die oberste Karte vom Stapel der „Nächtlichen Überfälle“ und wickeln sie ab. Dabei erleiden sie Schaden durch gestohlene Ressourcen und durch Verletzungen, die auf die Charaktere im Haus verteilt werden müssen. Schaden und Verletzungen können durch entsprechende Ergebnisse auf verschiedenfarbigen Kampfwürfeln reduziert werden, welche die Bewaffnung der Charaktere symbolisieren. Für Schusswaffen müssen die Spieler Munition ablegen. Die Stärke eines Charakters definiert die Zahl der Würfe, die er bei einem nächtlichen Überfall machen kann. (Bild 5)

This War Of Mine Waffenmarker
Bild 5


Die letzte Phase ist die Sonnenaufgangphase. In ihr kehrt der Suchtrupp zurück, die erbeuteten Ressourcen kommen ins Lager und eventuell vorhandene Medikamente und Verbandsmaterialien werden kranken oder verletzten Charakteren zugeteilt. (Bild 6)

This War Of Mine Heilmittelmarker
Bild 6


Schließlich ziehen die Spieler eine Schicksalskarte, wickeln sie ab und ziehen danach noch zwei Erzählaktionskarten, von denen sie eine auswählen und abhandeln. Danach beginnt ein neuer Tag mit dem Ziehen der nächsten Ereigniskarte. Das Spiel endet nach maximal zehn Tagen mit dem Gewinn der Spieler, wenn sie das finale Ziel, dass mindestens ein Startcharakter bis zum Ende überlebt, erreichen. Im Fall des Überlebens einzelner Charaktere gibt es im Skriptbuch dann noch einen Epilog in Abhängigkeit von seinem Traurigkeitswert.


This War Of Mine solo

This War Of Mine – Das Brettspiel ist ein kooperatives Spiel, bei dem wie gesagt alle Spieler jeden der Charaktere steuern. Das bedeutet, dass es ohne große Einschränkungen auch solo gespielt werden kann. Alle Regeln gelten dabei unverändert. Es fehlt allerdings das erzählerische Element des Spiels, das erst durch die Diskussionen der Spieler am Tisch und das Nacherzählen der Storyabschnitte im Skriptbuch entsteht. Diesen interaktiven Aspekt des Spiels, der einen Teil der Atmosphäre von This War Of Mine – Das Brettspiel ausmacht, gibt es im Solospiel nicht. Er wird durch eine Art inneren Monolog des Solospielers ersetzt.


Mein Fazit

This War Of Mine – Das Brettspiel ist kein Spiel im eigentlichen Sinn dieses Wortes, auch wenn es eine Reihe spielerischer Elemente wie Ressourcenmanagement, Push Your Luck-Anteile, Worker Placement und den Einsatz von Würfeln enthält. Am ehesten könnte man es noch als Rollenspiel bezeichnen, weil die Spielfiguren über bestimmte charakteristische Eigenschaften verfügen, die sich im Laufe der Ereignisse weiterentwickeln. (Bild 7)

This War Of Mine Charakterkarte
Bild 7


Das entscheidende Spielelement ist jedoch das Skript, in dem mehr als 1900 Storyabschnitte in kurzen oder auch längeren Ereignissen geschildert werden, die zum Teil zu vollständigen Entscheidungsketten verwoben sind. Dies sorgt dafür, dass der Spieler tief ins Geschehen eintauchen kann und die Entwicklung der Gruppe intensiv mitverfolgt. Dabei muss er wichtige, zum Teil auch moralische Entscheidungen treffen, die auf das Schicksal der Charaktere einen maßgeblichen Einfluss haben. So wird die Situation von Menschen im Krieg nachvollziehbar – und zwar nicht von Kämpfern und „Helden“ wie in vielen Kriegsepen üblich, sondern von ganz normalen Leuten, Menschen von Nebenan, Zivilisten, die unfreiwillig zu den Opfern eines Krieges werden. Deren Schicksal und Überlebenskampf wird plastisch erlebbar und in zum Teil rührenden und zum Teil erschreckenden und gewalttätigen Episoden erzählt.

Man sollte sich darüber im Klaren sein, dass This War Of Mine – Das Brettspiel dabei ambitionierter ist als die üblichen Spiele, mit denen man Spaß hat und sich anschließend gut unterhalten fühlt. Hier hat man nicht wirklich Spaß und es geht auch nicht um die Unterhaltung, sondern eher um die Herausforderung der Spieler. This War Of Mine – Das Brettspiel möchte die Spieler dazu anregen, sich mit den Gefühlen und der Situation von Menschen in einem Bürgerkrieg auseinanderzusetzen und ist deshalb weitaus dunkler und morbider als alle Spiele, die ich kenne. Tatsächlich nähert es sich als Spiel der emotionalen Komplexität und Wucht von Büchern und Filmen an, die sich mit dem Thema Krieg befassen. Zartbesaiteten Gemütern würde ich es wegen der im Spiel vorkommenden Gewalt und teils grausamen Begebenheiten nicht unbedingt empfehlen. Das ist auch der Grund, warum dieses Spiel sicherlich nicht für Jeden das Richtige und die Altersempfehlung ab 18 Jahren auf jeden Fall gerechtfertigt ist. Man kann das Spiel zwar „entschärfen“, indem man bestimmte Skriptausschnitte herausnimmt, beraubt sich damit aber der eigentlichen Spielerfahrung.

Die Spielanleitung erscheint auf den ersten Blick lückenhaft, da die Regeln im Tagebuch des Spiels nur in den Grundzügen wiedergegeben sind und der Rest im Skriptbuch untergebracht ist, was manche Spieler kritikwürdig finden, die gerne alle Regeln von Anfang an kennen wollen. Tatsächlich ist das von den Autoren des Spiels beabsichtigt, die so dafür sorgen, dass die Spieler in das Spiel und seine Regeln hineinwachsen und erst nach und nach lernen, wie sie sich in bestimmten Situationen verhalten sollen. So werden die Spieler in die Rolle wirklicher Überlebender versetzt, die ebenfalls mit begrenzten Informationen Entscheidungen über Leben und Tod treffen müssen. Eine weitere der genialen Ideen dieses Spiels, auch wenn das im Spielablauf manchmal ein Hindernis darstellt. Die Spielautoren empfehlen übrigens, im Falle von Regelunklarheiten dem gesunden Menschenverstand zu folgen und Entscheidungen so zu treffen, wie man sie auch im wirklichen Leben treffen würde.

This War Of Mine ist in seinen Abläufen, die vor allem aus dem Ziehen von Karten und dem Auswürfeln der Karteneffekte bestehen, eher repetitiv. Außerdem ist es extrem glückslastig (ein Würfelwurf kann den Tod einer Spielfigur bedeuten) und es kann durch die Suche nach der nächsten Story im Skriptbuch oder nach einer fehlenden Regel auch anstrengend sein. Dennoch ist es durch die erzählten Geschichten und die Intensität der Erlebnisse, mit denen die Spieler konfrontiert werden, eine ganz außerordentliche Erfahrung und ein Spiel, das im Spielemarkt seines Gleichen sucht. Von mir gibt es dafür die volle Punktzahl!

Benotung
Benotung Note 10


10 von 10