Der Herr der Ringe – Das Kartenspiel

Der Herr der Ringe - Das Kartenspiel Titel

Der Herr der Ringe – Das Kartenspiel ist ein kooperatives Spiel von Nate French für ein bis zwei Spieler ab 14 Jahren und beim Heidelberger Spieleverlag erschienen. Mit zwei Grundboxen kann man dieses Spiel auch mit bis zu vier Personen spielen. Die Spieler übernehmen die Rollen von Helden, die in dem Universum der Erzählungen von J.R.R. Tolkien gefährliche Reisen unternehmen und spannende Abenteuer bestehen. Das Spiel ist dabei keine einfache Nacherzählung der Geschichte der Bücher und Filme, sondern bedient sich der bekannten Figuren und Schauplätze, um sie durch eine Vielzahl neuer Szenarien, Gegner, Ereignisse und Gegenstände zu bereichern und den Spielern innerhalb der Landschaft und des Fantasy-Settings Mittelerdes neue Erfahrungen, Begegnungen und Herausforderungen zu bieten, denen sie sich gemeinsam stellen müssen.

Der Herr der Ringe – Das Kartenspiel ist, ähnlich wie das Arkham-Horror-Kartenspiel, ein „Living Card Game“, das bedeutet, dass man die Grundbox durch Erweiterungsboxen und Abenteuer-Packs ergänzen kann, die zusätzliche Helden, Gegner und Szenarios beinhalten und die Spieler in die Lage versetzen, ihre Kartendecks zu optimieren. In den großen Erweiterungen werden dann zusätzlich neue Regionen Mittelerdes eingeführt.

Die Spieler gewinnen, wenn sie es schaffen, alle Karten des Abenteuerdecks eines Szenarios zu bewältigen, bevor der Bedrohungslevel einen festgelegten kritischen Wert erreicht. Sie verlieren, wenn alle ihre Helden sterben, bevor dies gelingt. (Bild 1)

Der Herr der Ringe - Das Kartenspiel Bild 1 Spielbereich
Bild 1


Spielablauf

Zu Beginn des Spiels bereiten die Spieler die verschiedenen Kartendecks vor:

  • Das Abenteuerdeck besteht aus einer festgelegten Anzahl von aufeinanderfolgenden Abenteuerkarten pro Szenario.

  • Das Begegnungsdeck wird aus Gegnerkarten, Ortskarten, Zielkarten und sogenannten Verratskarten zusammengesetzt.

  • Das Spielerdeck besteht aus einer Kombination von Verbündeten-, Verstärkungs- und Ereigniskarten. Im Grundspiel werden vier vorgefertigte Starterdecks aus je 30 Karten vorgeschlagen. Fortgeschrittene Spieler, die über zusätzliche Karten aus den Abenteuer-Packs verfügen, stellen sich ihre individuellen Kartendecks aus mindestens 50 Karten zusammen.

  • Jeder Spieler wählt ein bis drei Helden aus, die über bestimmte Spezialfähigkeiten verfügen und ihm jeweils eine bestimmte Art von Ressourcen liefern. (Bild 2)


    Der Herr der Rnge - Das Kartenspiel Bild 2 Heldenkarten
    Bild 2

     

Der Herr der Ringe – Das Kartenspiel läuft in sieben Phasen ab:

1. Die Ressourcenphase, in der jeder Spieler die zu seinen Helden passenden Ressourcen erhält. Sie entsprechen der Einflusssphäre der betreffenden Helden und sind den Bereichen Führung, Wissen, Geist und Taktik zugeordet. Mit den passenden Ressourcen können die Spieler die zu dieser Einflusssphäre zugehörigen Karten aus dem Spielerdeck bezahlen, indem sie die nötige Zahl an Ressourcenmarkern aufbringen. (Bild 3)


Der Herr der Rnge - Das Kartenspiel Bild 3 Ressourcenmarker
Bild 3

 

Die Kosten sind auf den Karten aufgedruckt. Danach ziehen sie noch eine Karte von ihrem Spielerdeck und fügen sie den sechs Handkarten hinzu, mit denen sie das Spiel begonnen haben.

2. Die Planungsphase, in der die Spieler Verbündeten- und Verstärkungskarten ausspielen können, wenn sie die passenden Ressourcen bezahlen können. Die Verbündeten werden in die Spielzone der Spieler gelegt. Die Verstärkungskarten ordnen sie einem ihrer Helden zu, den sie auf diese Weise verbessern möchten. (Bild 4+5)


Der Herr der Rnge - Das Kartenspiel Bild 4 Verbündetenkarten
Bild 4

 

Herr der Rnge - Das Kartenspiel Bild 5 Verstärkungskarten
Bild 5

 

Helden- und Verstärkungskarten kommen spielbereit ins Spiel, werden allerdings „erschöpft“, sobald sie für irgendeine Aktion eingesetzt wurden. Um dies anzuzeigen, dreht der Spieler die jeweilige Karte um 90 Grad.

3. Die Abenteuerphase, in der jeder Spieler, beginnend beim Startspieler, Charaktere auswählt, die sich dem Abenteuer stellen. Anschließend wird pro Spieler eine Karte vom Begegnungsdeck aufgedeckt. Dieser „Aufmarsch“ findet unabhängig davon statt, ob die Spieler sich dem Abenteuer gestellt haben oder nicht. So aufgedeckte Gegner- und Ortskarten werden in die Aufmarschzone gelegt. Verratskarten, die zum Beispiel Fallen, Flüche und andere Überraschungen für die Spieler bereithalten, werden abgehandelt und abgelegt. Danach wird das Abenteuer abgehandelt, indem die auf den Charakterkarten angegebene Willenskraft der Helden mit der Widerstandskraft auf den Karten in der Aufmarschzone verglichen wird. Ist die Differenz positiv zugunsten der Helden, waren diese erfolgreich und es wird eine entsprechende Zahl an Fortschrittsmarkern auf die aktive Ortskarte gelegt. Ist dieser Ort vollständig erkundet, werden überzählige Fortschrittsmarker auf die aktuelle Abenteuerkarte gelegt. (Bild 6)


Der Herr der Rnge - Das Kartenspiel Bild 6 Abenteuerkarten
Bild 6

 

Im Falle einer negativen Differenz erhöht sich der Bedrohungslevel der Spieler, indem der Bedrohungszähler aller Spieler um den Wert dieser Differenz erhöht wird. (Bild 7)


Der Herr der Rnge - Das Kartenspiel Bild 7 Bedrohungszähler
Bild 7

 

4. Die Reisephase, in der die Spieler als Gruppe zu einem der ausliegenden Orte reisen. In diesem Fall wird eine Ortskarte aus der Aufmarschzone neben die aktuelle Abenteuerkarte gelegt. Sie zählt dadurch nicht mehr zum Widerstandswert der Karten in der Aufmarschzone hinzu, da die Helden sich gerade der dort lauernden Bedrohung stellen. (Bild 8)


Der Herr der Rnge - Das Kartenspiel Bild 8 Ortskarten
Bild 8

 

5. Die Begegnungsphase, in der die Spieler zum einen Gegner aktiv in den Kampf verwickeln können, indem sie die entsprechende Gegnerkarte vor sich ablegen, und zum zweiten anschließend eine Reihe von Kampfproben ablegen. Dies läuft so ab, dass, angefangen beim Startspieler, der Wert der Kampfbereitschaft der Gegner in der Aufmarschzone mit dem Bedrohungsgrad des Spielers verglichen wird. Ein Gegner, dessen Kampfbereitschaft kleiner oder gleich dem Bedrohungswert des Spielers ist, greift diesen an. Ebenso vergleichen im Uhrzeigersinn auch die anderen Spieler diese beiden Werte und legen die angreifenden Gegner zu sich.

6. Die Kampfphase, in der zuerst die Gegner angreifen, die mit den Helden in einen Kampf verwickelt sind. Die Angriffe werden nacheinander abgewickelt. Jeder Gegner erhält zunächst zu Beginn der Kampfphase eine Karte vom Begegnungsdeck, eine sogenannte Schattenkarte. Diese Begegnungskarten haben teilweise Schatteneffekte aufgedruckt, die im Fall eines Kampfes zusätzlich wirksam werden. Der Kampf geht dann in vier Schritten vonstatten:

  • Der Startspieler entscheidet zunächst, mit welchem Gegner von denen, die mit ihm in einen Kampf verwickelt sind, er zuerst kämpfen will.

  • Der Spieler kann dann entscheiden, mit welcher seiner Charaktere er den Kampf aufnimmt. Dieser Charakter muss dazu erschöpft werden. Er kann sich allerdings auch entscheiden, den Angriff nicht zu verteidigen.

  • Der Spieler deckt die Schattenkarte des Gegners auf und handelt gegebenenfalls die Schatteneffekte auf der Karte ab.

  • Um den Kampfschaden zu bestimmen, wird der Verteidigungswert des verteidigenden Charakters mit dem Angriffswert des Gegners verglichen. Ist der Angriffswert höher, wird die Differenz dem Charakter als Schaden zugefügt. Dazu wird eine entsprechende Zahl an Schadensmarkern auf den Charakter gelegt. Wird er dadurch getötet, weil der Schaden die Zahl an Trefferpunkten des Charakters überschreitet, wird er abgelegt. Dies wird solange wiederholt, bis alle Angriffe auf den Startspieler abgehandelt wurden. Dann geht es im Uhrzeigersinn weiter mit den Kämpfen der anderen Spieler.

Sobald alle Charaktere ihre Gegnerangriffe abgehandelt haben, können die Spieler, beginnend beim Startspieler, zum Gegenangriff übergehen. Dazu wählt der jeweilige Spieler einen Gegner aus, mit dem er in einen Kampf verwickelt ist, und erschöpft so viele Charaktere wie er kann und möchte, um diese als Angreifer zu erklären. Die Angriffsstärke aller angreifenden Charaktere wird dabei addiert. Ist der addierte Angriffswert der Charaktere höher als der Verteidigungswert des Gegners, fügt der Spieler dem Gegner Schaden in der entsprechenden Höhe zu. Auf diese Weise können auch mehrere Angriffe auf die Gegner nacheinander durchgeführt werden. Jeder Gegner kann jedoch pro Runde von einem Spieler nur einmal angegriffen werden. Besiegte Gegner werden auf den Ablagestapel des Begegnungsdecks gelegt. (Bild 9)


Der Herr der Rnge - Das Kartenspiel Bild 9 Gegnerkarten
Bild 9

 

7. Die Auffrischphase, in der alle erschöpften Karten wieder spielbereit gemacht werden, jeder Spieler seinen Bedrohungsgrad um 1 erhöht und der Startspieler im Uhrzeigersinn wechselt.

Das Spiel endet, sobald entweder alle Helden der Spieler gestorben sind oder mit dem gemeinsamen Sieg der Spieler, wenn mindestens ein Held eines Spielers es schafft, bis zum Ende des letzten Abschnitts des Abenteuerdecks zu überleben.


Der Herr der Ringe – Das Kartenspiel solo

Der Herr der Ringe – Das Kartenspiel ist, ähnlich wie Arkham Horror – Das Kartenspiel, als Solo-Erfahrung konzipiert und verfügt deshalb nicht über besondere Solo-Regeln. Im Solo-Spiel spielt man normalerweise mit einem Heldendeck und drei Helden, was recht anspruchsvoll ist, wenn man nur die Karten aus der Grundbox besitzt. Man kann auch mit zwei Kartendecks und dann sechs Helden antreten, wenn man es etwas leichter haben möchte. Dies steigert den strategischen Reiz, da sich die Karteneffekte gegenseitig verstärken können, erhöht aber auch den Verwaltungsaufwand für den Spieler deutlich.


Fazit

Der Herr der Ringe – Das Kartenspiel ist für viele Spieler das beste Solo-Kartenspiel, das je veröffentlicht wurde. Auch wenn es nicht mehr das allerneueste Spiel ist und durch das Arkham-Horror-Kartenspiel starke Konkurrenz bekommen hat, ist dieses Spiel immer noch ein höchst interessanter Titel in der Brettspiel-Welt. Das liegt natürlich vor allem an dem Thema, das nichts von seinem Reiz verloren hat und im Spiel durch ein sehr stimmungsvolles Artwork kongenial umgesetzt wurde. Ein Teil des Flairs, den das Herr-der-Ringe-Kartenspiel verströmt, hängt allerdings von der Kenntnis der Figuren und Schauplätze der Bücher und Filme ab. Es macht schon einen Unterschied, ob man die Figur Gandalf, um ein Beispiel zu nennen, aus der literarischen Vorlage kennt, wenn es darum geht, ein Gefühl für diese Figur im Spiel zu entwickeln. Das Spiel unterstützt die Phantasie der Spieler dabei wenig, da hier eher die Spielmechanik im Vordergrund steht als die thematische Ebene der Geschichte. Es finden sich zwar auch Stimmungstexte auf vielen Karten, diese sind aber nur lose mit dem eigentlichen Spielgeschehen verknüpft. Für manche Kritiker ist gerade dieser Umstand der Grund, warum das Spiel einen so hohen Wiederspielreiz besitzt. Man hat beim Spielen nicht so sehr das Gefühl, dass man die Geschichte schon kennt, wie es zum Beispiel beim Arkham-Horror-Kartenspiel der Fall ist.

Spielerisch kann Herr der Ringe – Das Kartenspiel voll überzeugen: viel Spieltiefe, komplexe Entscheidungen, Deckbau mit dem Ziel, die eigenen Handlungsmöglichkeiten zu optimieren, abwechslungsreiche Abenteuer und ein sehr flexibles, aktives Kampfsystem sind dabei die wesentlichen Elemente, die für einen hohen Noch-mal-Faktor sorgen. Wie bei vielen anderen komplexen Spielen gibt es allerdings auch hier eine relativ hohe Einstiegshürde beim Erlernen des Spiels. Außerdem müssen viele Detailregeln während des Spiels überwacht werden, was den Spielfluss bei Anfängern zu Beginn etwas behindert. Die hier vorgestellten Regeln stellen tatsächlich nur einen groben Abriss des Spielablaufs dar und erheben aus Platzgründen nicht den Anspruch auf Vollständigkeit.

Die Basisbox des Spiels bildet die Erfahrung der Bücher und Filme nicht eins zu eins ab, sondern kombiniert vielmehr Elemente, Figuren und Motive der Geschichte Tolkiens zu neuen, eigenständigen Abenteuern. Wer die klassische Herr-der-Ringe-Geschichte erleben möchte, der benötigt die sogenannten Saga-Erweiterungen, die mittlerweile zum „Herrn der Ringe“ und zum „Hobbit“ erschienen sind. In der Zwischenzeit sind zahlreiche zusätzliche Erweiterungsboxen und Abenteuer-Packs zu diesem Spiel veröffentlicht worden. Tatsächlich benötigt man solche Erweiterungen auch, um einen wichtigen Teilbereich des Spiels, den Deckbau, überhaupt nutzen zu können. Das Bauen der Spielerdecks lässt sich nämlich mit einer Basisbox alleine nur sehr begrenzt durchführen. Erst durch das Hinzufügen der Erweiterungskarten zum persönlichen Deck lässt sich dieses wirklich individuell gestalten und optimieren. Das Spiel kann in diesem Fall ein teurer Spaß werden. Dessen muss man sich bewusst sein. Die Basisbox bietet aber auch schon für sich einiges an Inhalten und kann natürlich auch ohne Erweiterungen selbstständig gespielt werden. Insgesamt ist Der Herr der Ringe – Das Kartenspiel, gerade auch für Solo-Spieler, ein tolles spielerisches Erlebnis und eine klare Empfehlung.


Benotung
Benotung 9
9 von 10