Pandemie (plus Erweiterung “Im Labor”)

Pandemie Titel

Pandemie von Matt Leacock ist bei Z-MAN Games erschienen und in der Basisbox ein Spiel für 2 bis 4 Spieler. Es kann aber durch die bisherigen Erweiterungen mit bis zu sechs Spielern gespielt werden. Die Erweiterung „Im Labor“ ergänzt außerdem eine Variante, die nun auch das Solo-Spiel ermöglicht. Die Spieler gehören in Pandemie zu einer Spezialeinheit, die um die Welt reist, um vier tödliche Seuchen einzudämmen und Heilmittel dagegen zu finden. Jeder Spieler schlüpft in die Rolle eines der Spezialisten, die alle besondere Fähigkeiten besitzen, um dieses Ziel zu erreichen. Pandemie ist ein kooperatives Spiel. Die Spieler verlieren oder gewinnen also gemeinsam.

Spielablauf

Zu Beginn des Spiels sind bereits 9 Städte weltweit von verschienenen Seuchen infiziert. Um dies vorzubereiten, werden nacheinander 9 Infektionskarten vom Stapel gezogen. Auf die ersten drei Karten werden je 3 Seuchenwürfel der betreffenden Stadtfarbe, auf die nächsten drei Karten je 2 Würfel und auf die letzten drei Karten je 1 Würfel gelegt. Die Spieler erhalten Spielerkarten entsprechend der Spielerzahl auf die Hand. Der Spielerkarten-Nachziehstapel wird vorbereitet, indem, abhängig vom gewünschten Schwierigkeitsgrad, 4 bis 6 Epidemiekarten in ihn eingemischt werden – je mehr Epidemiekarten um so schwieriger (Bild 1).

Pandemie Spielauslage
Bild 1



Der Zug eines Spielers besteht immer aus drei Phasen:

Die erste Phase ist die Aktionsphase, in der der Spieler am Zug vier Aktionen durchführen kann. Er kann dabei aus verschiedenen Aktionsmöglichkeiten wählen:

  • Der Spieler kann sich per Auto oder Schiff entlang der weißen Linien auf dem Spielplan zu einer angrenzenden Stadt bewegen;

  • Er kann einen Direktflug nutzen, indem er eine Stadtkarte abwirft, auf der sein Zielort aufgedruckt ist;

  • Er kann einen Charterflug nehmen, indem er die Stadtkarte abwirft, auf der er gerade steht, um zu einem beliebigen Ort auf der Karte zu fliegen;

  • Er kann einen Sonderflug nutzen und so zwischen Orten reisen, an denen zuvor Forschungszentren errichtet wurden;

  • Er kann ein Forschungszentrum errichten, indem er die Stadtkarte abwirft, auf der er gerade steht;

  • Er kann eine Krankheit behandeln, indem er einen der farbigen Seuchenwürfel von der Stadt entfernt, auf der er steht. Im Laufe des Spiels kann er mit dieser Aktion dann alle Seuchenwürfel einer Farbe entfernen, sobald das entsprechende Heilmittel gefunden wurde;

  • Er kann Wissen teilen, indem er mit einem Mitspieler die Karte der Stadt tauscht, auf der beide zu diesem Zeitpunkt stehen

  • Und er kann ein Heilmittel entdecken, indem er in einer Stadt mit Forschungszentrum fünf gleichfarbige Stadtkarten abwirft. Die Seuche der entsprchenden Farbe ist damit dann geheilt.

Die zweite Phase ist die Nachschubphase. In dieser Phase zieht der Spieler am Zug zwei Karten vom Spielerkarten-Nachziehstapel. In diesem Nachziehstapel wurden zu Beginn des Spiels vier bis sechs Epidemiekarten eingemischt (Bild 2).

Pandemie Epidemiekarten
Bild 2


Diese Karten verschärfen die Situation der Spieler. Zunächst wird in diesem Fall der Infektionsmarker auf der Infektionsleiste um eins vorwärts geschoben. Danach wird vom Infektions-Nachziehstapel die unterste Karte gezogen und drei Seuchenwürfel der Kartenfarbe auf die Stadt gelegt, die auf der Karte aufgedruckt ist. Sollte in dieser Stadt bereits mindestens ein Würfel dieser Farbe liegen, die Obergrenze von drei Seuchenwürfeln einer Farbe pro Stadt also überschritten werden, kommt es jetzt zu einem Ausbruch der betreffenden Seuche. Dies bedeutet, dass auf alle angrenzenden Städte jeweils ein weiterer Würfel der betreffenden Farbe gelegt wird. Sollten in einer dieser Städte nun ebenfalls mehr als drei Würfel der gleichen Farbe liegen, kommt es zu einem weiteren Ausbruch. Ausbrüche werden auf einer Ausbruchsleiste angezeigt, indem ein Ausbruchsmarker auf dieser Leiste um ein Feld weiter gerückt wird (Bild 3).

Pandemie Ausbruchsleiste
Bild 3


Jetzt werden alle Karten des Infektions-Ablagestapels gemischt und anschließend auf den Infektions-Nachziehstapel gelegt. Nachdem die Epidemiekarte abgearbeitet wurde, kommt sie aus dem Spiel.

Die dritte Phase ist die Infektionsphase, in der nacheinander so viele Karten vom Infektions-Nachziehstapel gezogen werden, wie die Markierung auf der Infektionsleiste anzeigt (Bild 4).

Pandemie Infektionsleiste
Bild 4


Auf die betreffenden Städte wird dann je ein farblich passender Seuchenwürfel gelegt. Auch hier kann es zu einem Ausbruch kommen, sollten sich bereits drei Seuchenwürfel dieser Farbe in der jeweiligen Stadt befinden. Die gezogenen Infektionskarten kommen auf den Infektionskarten-Ablagestapel und der nächste Spieler ist an der Reihe.

Die Spieler gewinnen, wenn sie für alle vier Seuchen ein Heilmittel gefunden haben. Sie verlieren, sobald entweder der Ausbruchsmarker das letzte Feld erreicht, die nachzuziehenden Seuchenwürfel einer Farbe ausgehen oder keine zwei Spielerkarten mehr gezogen werden können.


Die „Im Labor“-Erweiterung

Die Labor-Erweiterung ergänzt neben der Solo-Variante vor allem den Labor-Spielplan und eine Reihe damit verbundener Aktionsmöglichkeiten (Bild 5).

Pandemie Erweiterung Im Labor
Bild 5


Die Spieler müssen, bevor sie ein Heilmittel entdecken können, zunächst verschiedene Laboraktionen durchführen:

  • Zuerst müssen die Spieler die Seuche „charakterisieren“. Dazu muss der zu Beginn aufgedeckten Sequenzkarte, die die Struktur einer Seuche vorgibt, eine Stadtkarte beigefügt werden. Deren Farbe definiert dann die zu heilende Seuchenart und eine Seuchenampulle der gleichen Farbe kommt auf die Sequenzkarte, um dies anzuzeigen.
  • Anschließend kann mit der Aktion „Seuche behandeln“ ein in einer Stadt entfernter Seuchenwürfel auf eine der beiden Eingangsschalen auf der linken Seite des Laborplans gelegt werden.
  • Die Spieler können mit der Laboraktion „Proben verarbeiten“ die Würfel aus einer Petrischale entlang der Pfeile auf dem Laborplan entweder zur nächsten Petrischale oder zu einer Sequenzkarte weiterbewegen. Je nachdem, welchen Weg die Seuchenwürfel dabei nehmen, können die Spieler sie auf unterschiedliche Weise manipulieren. Wichtig ist dabei, dass alle Würfel, egal welcher Farbe, bewegt werden müssen. In die Zentrifugenschale platzieren die Spieler jetzt alle Würfel einer Farbe aus der Eingangsschale. Die anderen Würfel kommen zurück in den Vorrat. In die Trennerschale legen die Spieler je einen Würfel aller Farben, die sich in der Eingangsschale befanden. Die restlichen Würfel kommen wiederum in den Vorrat. Anschließend können die Spieler Würfel in der Wachstumsschale vermehren, indem sie entweder die Würfel aus der Zentrifugenschale oder der Trennerschale verdoppeln und sie in die Wachstumsschale legen. Zuletzt platzieren die Spieler alle Würfel entweder aus der Zentrifugenschale oder aus der Trennerschale oder aus der Wachstumsschale auf eine Sequenzkarte. Dabei legen sie die farblich jeweils passenden Würfel auf die verschiedenen Farbfelder der Karte. Die grauen Felder einer Sequenzkarte erfordern die Farbe der Seuche, die zuvor charakterisiert wurde.
  • In einer weiteren Laboraktion müssen sie das Heilmittel jetzt noch testen. Dazu legen die Spieler eine Stadtkarte in der Farbe der charakterisierten Seuche auf das zugehörige Testfeld des Laborspielplans und entfernen einen Würfel dieser Farbe aus einer Stadt ihrer Wahl.

Sobald die Spieler alle vorherigen Schritte vollständig erfüllt haben, können sie das Heilmittel entdecken. Dazu muss wie bisher ein Spieler in einer Stadt mit Forschungszentrum stehen und zusätzlich drei Karten in der Farbe der charakterisierten Seuche abwerfen, statt wie bisher fünf. Damit ist eine Forschungslinie beendet. Eine neue kann mit dem Aufdecken einer weiteren Sequenzkarte beginnen. Die Spieler können an zwei Heilmitteln gleichzeitig arbeiten, indem sie durch die Laboraktion „Seuche sequenzieren“ eine weitere Sequenzkarte vom Stapel ziehen, sobald zwei Forschungszentren auf dem Spielplan stehen. Die Bedingungen für das Gewinnen und Verlieren ändern sich durch diese Erweiterung nicht.

Pandemie solo

Eine Solo-Partie von Pandemie läuft ähnlich wie eine Mehrspielerpartie ab. Es gibt allerdings einige Änderungen im Spielablauf:

Je nach gewünschtem Schwierigkeitsgrad wirft der Spieler vor Spielbeginn 8, 12, 14 oder 16 Spielerkarten ab – je mehr umso schwieriger. Er startet mit einer Kartenhand von vier Karten und wählt zufällig eine Rollenkarte. Die Karte „Gesundheitsbehörde“ wird als virtueller zweiter Spieler bereitgelegt (Bild 6).

Pandemie Gesundheitsbehördenkarte
Bild 6


Die Gesundheitsbehörde unterstützt den Spieler. Sie besitzt ebenfalls eine „Kartenhand“ von vier Karten, aber keine Spielerfigur. Der Spieler kann alle Aktionen außer der „Wissen teilen“-Aktion normal ausführen. Nach der Infektionsphase macht die Gesundheitsbehörde einen Zug. Zur Wahl stehen dabei:

  • eine Bewegungsaktion, wobei im Falle eines Charter- oder Direktflugs jeweils Karten aus der Kartenhand der Gesundheitsbehörde verwendet werden müssen;

  • ein Rollenwechsel: Wenn sich der Spieler in einem Forschungszentrum befindet, kann er sich eine neue, bisher noch nicht verwendete Rollenkarte aussuchen;

  • ein Handkartentausch mit der Gesundheitsbehörde, wenn der Spieler sich in einem Forschungszentrum befindet. Die ausgetauschte eigene Karte muss die Farbe der Stadt haben, in der sich der Spieler befindet;

  • das Ziehen einer zusätzlichen Karte für die Gesundheitsbehörde;

  • das Entdecken eines Heilmittels mit fünf gleichfarbigen Handkarten der Gesundheitsbehörde

  • und eine Laboraktion, wenn mit dem Laborspielplan gespielt wird.

Fazit

Pandemie gilt vielen Kritikern als eines der besten kooperativen Spiele auf dem Markt und es ist durch seine relativ einfachen Regeln auch recht einsteigerfreundlich. Der variabel einstellbare Schwierigkeitsgrad macht es sowohl für Spielanfänger interessant, die mit offenen Hnndkarten spielen können, als auch für Vielspieler, die alle sechs Epidemiekarten verwenden und mit verdeckten Karten spielen. Die Erweiterung „Im Labor“ ist, meiner Meinung nach, obligatorisch, da das Spiel erst durch sie so richtig thematisch wird, indem das abstrakte Eintauschen von Karten beim Finden eines Heilmittels durch die realistisch anmutenden Arbeitsschritte eines wissenschaftlichen Labors ersetzt werden. Natürlich macht die Erweiterung das Spiel auch komplexer und mit sechs Epidemiekarten stellt es eine durchaus anspruchsvolle Herausforderung für die Spieler dar.

Pandemie bietet eine Fülle interessanter Entscheidungszwänge und vermittelt ein intensives Spielerlebnis vor dem Hintergrund ersthafter Bedrohungen für die Menschheit. Es funktioniert in allen Besetzungen sehr gut (auch als Solo-Spiel), die unterschiedlichen Rollen des Seuchenbekämpfungsteams sorgen zusätzlich für ausreichend Variabilität und nicht zuletzt ist Pandemie auch ein sehr schön designtes Spiel, vor allem in der aktuell erhältlichen Neuauflage. Und auch wenn der Glücksfaktor durch das Ziehen der Infektionskarten recht hoch ist und die Spieler im ungünstigen Fall schon nach wenigen Runden verlieren können, verdient das Spiel als Gesamtpaket eine absolute Empfehlung.



Benotung
Benotung 9


9 von 10